Grabsteine als Trauerstätte - stimmt das?
Er zeigt Friedhofsbesuchern, wer in dem jeweiligen Grab zur Ruhe gebettet wurde, gibt teilweise Auskunft über das Alter der verstorbenen Person oder sogar Hinweise zu deren Lebensweg oder Einstellungen. Aber ist der Grabstein auch ein Sinnbild für eine Trauerstätte? Hilft er Angehörigen, den Verstorbenen zu gedenken? Dient der Grabstein gar als Ansprechpartner während des Friedhofsbesuchs?
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Grabsteine können ganz unterschiedliche Formen annehmen - es kommt immer auf den Einzelfall an.
Warum gibt es Grabsteine?
Der Grabstein war bereits in der Antike verankert und wurde von dem Christentum übernommen. Er soll ein Andenken an den Verstorbenen repräsentieren. Doch ist der Leichenstein auch in anderen Religionen durchaus verbreitet. Im jüdischen Glauben dient der Grabstein dazu, das Leben des Verstorbenen widerzuspiegeln und seine Bedeutung aufzuzeigen.
Welche Wirkung der heutige Grabstein hat, wird nicht unbedingt von den Angehörigen bestimmt. Diverse Friedhöfe haben strenge Vorschriften, die die Aufstellung von Grabsteinen regeln. Nicht nur die Größe, Form und Art des Steines unterliegt der Friedhofsordnung, auch die Beschriftung kann von dem jeweiligen Betreiber festgelegt werden. Nicht jeder Friedhof erlaubt beispielsweise eindeutige Hinweise auf die Lebensart des Verstorbenen. Insbesondere bei Grabsteinen auf Kindergräbern sind die Regelungen streng und eng verfasst. So ist es Eltern nicht unbedingt erlaubt, einen Stein zu wählen, der die Hobbys oder Leidenschaften des Kindes widerspiegelt. Auch Steine in kindlichen Formen sind gerade auf katholischen Friedhöfen nur selten gestattet. Aus diesen Gründen haben sich die folgenden Versionen durchgesetzt:
- Breitstein für Doppelgräber
- Reihenstein
- Urnensteine
- Stele - Steine in Anlehnung an die menschliche Gestalt
- Liegesteine
Was drückt ein guter Grabstein aus?
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Grundsätzlich sollte der Grabstein nicht ausschließlich dem Gefallen der Angehörigen entsprechen, sondern als deutliches Andenken an den Verstorbenen dienen. Hierzu ist es natürlich notwendig, dass er auch im Sinne des Toten gewählt wird. Wollte dieser eine unauffällige Grabstätte, sollte der Grabstein dem Wunsch entsprechen und sich harmonisch in das Grab einfügen. In diesem Fall ist auch zu überlegen, ob die Beschriftung möglichst dezent gewählt wird und eventuell sogar nur das Geburts- und Todesjahr preisgibt. Nicht jeder Grabstein muss mit einem Schriftzug des Namens versehen sein.
Eine passende Variante spiegelt also die Vorlieben des Toten wider und ist dennoch ein Anker für die Hinterbliebenen. Vielen Angehörigen hilft es, wenn der Stein einen Spruch darbietet oder mit in den Stein gemeißelten Bildchen versehen ist. Nicht selten kommt es zudem vor, dass ein Foto des Verstorbenen in den Stein eingelassen wird. Ein solcher Grabstein ist natürlich das perfekte Beispiel für einen Grabstein, der als Ansprechpartner während des Grabbesuchs dient. Durch die visuelle Verbindung können die Angehörigen tatsächlich mit dem Antlitz des Verstorbenen sprechen und müssen sich nicht ausschließlich an den Stein an sich wenden.
Worauf sollte bei der Auswahl des Grabsteins geachtet werden?
Nicht jeder Grabstein eignet sich für jedes Grab. Grundsätzlich müssen Angehörige die Richtlinien des jeweiligen Friedhofs beachten. Friedhöfe, die direkt von der katholischen Kirche geführt werden, haben häufig eng gestrickte Regeln, die
- die Größe,
- das Material,
- die Beschriftung,
- die Form
- und die Aufstellungsart
des Grabsteins vorgeben. Erlaubt sind zumeist übliche Steine, die in der Form eines Kreuzes, eines rechteckigen, ovalen oder quadratischen, aufrecht stehenden Steins gehalten sind. Alternativ bieten einige Friedhöfe die Möglichkeit, den Grabstein in Form einer biblischen Gestalt, beispielsweise eines Engels zu wählen. Evangelische oder auch städtische Friedhöfe verzichten häufiger auf ein eng ausgelegtes Regelwerk und bieten mehr Möglichkeiten. So können auf städtischen Friedhöfen oftmals Kindergräber mit kindlich anmutenden Grabsteinen gestaltet werden. Ganz ohne Regeln geht es hier jedoch auch nicht:
- Kein Kunststoff
- Kein Holz/nur haltbares Holz
- Wenn kein Stein, dann Messing/Metall
- Keine anstößigen Formen
Allerdings wird heute unter einem Grabstein längst nicht mehr nur ein aufrechter Stein, der sich am Kopfende des Grabes befindet, verstanden. Insbesondere auf kleineren Einzelgräbern oder auch auf Urnengräbern kommen Grabplatten zur Anwendung. Sie decken das gesamte oder zumindest einen großen Teil des Grabes ab und verbinden die Grabgestaltung mit dem Grabstein. Anstelle des aufrechten Grabsteins wird die Beschriftung direkt auf die Grabplatte gesetzt. Mit dem Stein verbundene Pflanzschalen oder Auslassungen bieten die Möglichkeit, das Grab auf eine einfache Art und Weise zu dekorieren. Grabplatten eignen sich jedoch nur bedingt für Doppelgräber. Für Urnengräber hingegen sind sie ideal. Da diese Gräber allgemein klein sind, ist es durchaus möglich, die Grabplatte anzuheben und weitere Familienangehörige in dem Urnengrab zu bestatten. Grabplatten mit inkludiertem Grabstein bieten einige Vorteile:
- Einfache Gestaltung des Grabes
- Weniger Pflegeaufwand
- Größere Fläche zum Beschriften
- Grabplatte kann zusätzlich dekoriert werden
Insbesondere für Angehörige, die nicht in der direkten Umgebung des Friedhofs wohnen, ist eine Grabplatte ideal. Ein Großteil der Grabpflege entfällt und wird eine Platte aus dunklem Granit oder glattem Stein gewählt, läuft das Material auch nicht an oder bildet Grünspan. Die auf die Platte gestellten oder in den Stein eingelassenen Pflanzschalen lassen sich rasch bepflanzen, sodass die Grabpflege einen deutlich geringeren Aufwand darstellt. Einige Modelle bestehen auch nicht durchgehend aus Stein, sondern besitzen kunstvoll geformte Durchlässe, sodass die Pflanzen trotzdem in das Erdreich gesetzt werden können.
In welchem Umfang die Beschriftung und die Dekorationen möglich sind, müssen Angehörige jedoch wieder mit der Friedhofsleitung absprechen.